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Diese Fragen sind von der Seite  https://handballsr.de  Recht herzlichen Dank an Nils Blümel

  1. Sachverhalt

Mannschaft A spielt mit 7 Feldspielerinnen (ohne Torhüterin im eigenen Torraum) und verliert im Angriff den Ball. Eine Spielerin von B wirft nun auf das leere Tor von A. Als sich der Ball in der Luft befindet unterbricht der Zeitnehmer das Spiel. Mannschaft A hatte beim Versuch die Torhüterin zu wechseln einen Wechselfehler begangen. Der sich in der Luft befindende Ball verfehlt anschließend das Tor und landet im Toraus. Wie ist das Spiel fort zu setzten?

Lösung

Entscheidend ist, wo sich der Ball zum Zeitpunkt der Unterbrechung befindet. In diesem Fall besteht eine klare Torgelegenheit, bei der sich der Ball auf dem Weg zum Tor und sich kein Torhüter im Torraum befindet. Der Zeitnehmer muss das Spiel ohne Rücksicht auf die Vorteilsregel umgehend unterbrechen. Wenn wegen einer solchen Unterbrechung aufgrund einer Regelwidrigkeit der abwehrenden Mannschaft eine klare Torgelegenheit vereitelt wird, muss auf 7-Meter-Wurf entschieden werden. In diesem Fall auch unabhängig davon, dass der Ball anschließend nicht im Tor landet.(Nils Blümel, DHB-Schiedsrichter)

 

2. Sachverhalt

Die angreifende Mannschaft hat bereits sechs Pässe gespielt, nun wird der Ball in Richtung des freistehenden Kreisspielers gespielt, der jedoch durch einen Abwehrspieler von hinten am Trikot gehalten wird. Durch dieses Eingreifen erreicht er den Ball nicht, den er ansonsten ungehindert erreicht hätte.

Lösung

Ein Pass zählt und gilt als vollendet, wenn er von einem Angreifer zu einem anderen gelangt ist. In diesem Fall hat der Ball den  Kreisspieler noch nicht erreicht, der 7. Pass ist somit noch nicht gespielt und demzufolge ist auch nicht auf Passives Spiel zu entscheiden. Allerdings liegt durch das Zuspiel nach dem 6. Pass gemäß Erläuterung 6 a Abs. II keine klare Torgelegenheit mehr vor, in die der Kreisspieler hätte gelangen können. Aus diesem Grund ist hier nicht auf 7-Meter, sondern auf Freiwurf für die angreifende Mannschaft zu entscheiden und das Eingreifen des Abwehrspielers entsprechend progressiv zu sanktionieren. (Jürgen Scharoff, IHF- /DHB-Regelexperte)

 

3. Sachverhalt ( nicht mehr aktuell 2018/19 – wird korrigiert gez. 17.08.2018)

Während der Spielzeit (nicht innerhalb der letzten 30 Sekunden) befindet sich Mannschaft A mit 7 Feldspielern im Angriff, von denen keiner als Torwart gekennzeichnet ist. Aufgrund eines technischen Fehlers von A wird auf Freiwurf für B entschieden. Der sofort zur Ausführung bereitstehende Spieler von B wird nun durch einen Spieler von A bei der Ausführung behindert, indem er 1 1/2 Meter vor ihm einen sogenannten „Hampelmann“ veranstaltet. Wie ist zu entscheiden, wenn …
1.  B versucht auf das Tor zu werfen und der Ball durch den Spieler von A geblockt wird.
2. B den Wurf aufgrund des nahestehenden Spielers nicht ausführen kann.
3. A den Ausführenden von B festmacht, sodass dieser den Wurf nicht ausführen kann.
Lösung
Wird wie in diesem Fall auf Freiwurf für die abwehrende Mannschaft entschieden, der Freiwurfausführende jetzt an der Ausführung regelwidrig behindert und der Ball wurde noch nicht gespielt, dann ist der Spieler progressiv zu bestrafen, der 7-Meter wird zugesprochen. Dieser Auslegung ist ebenfalls zu folgen, wenn der Freiwurf als direkter Wurf auf das leere Tor ausgeführt wurde und jetzt durch einen zu nahestehenden Spieler berührt oder geblockt wird. Auch hier wird das regelwidrige Verhalten des gegnerischen Spielers (hier: Abstand nicht eingehalten) progressiv bestraft. Im Ergebnis ist somit in allen drei Szenarien auf 7-Meter und progressive Bestrafung zu entscheiden. (Heiko Meischt geändert 17.8.18)

Anmerkung der Redaktion Handballsr.de, innerhalb der letzten 30 Sekunden wäre wie folgt zu entscheiden
1.  Disqualifikation ( ohne Bericht) + Strafwurf (neu 2018, korrigiert von Heiko Meischt)
2. Disqualifikation [ohne Bericht] + Strafwurf
3. Disqualifikation [ohne Bericht] + Strafwurf

 

4. Sachverhalt

Ein Spieler springt in den Torraum und blockt dabei einen Abwurf, den der Torhüter soeben gespielt hat.

Lösung

Springt ein Spieler in den Torraum und blockt dabei den Abwurf des Torhüters, ist er progressiv zu bestrafen. Gemäß Regel 12:2 gilt ein Abwurf als ausgeführt, wenn der vom Torwart gespielte Ball die Torraumlinie vollständig überquert hat. Der Spieler verhindert somit die Ausführung eines formellen Wurfs. In der Folge ist der Abwurf mit Anpfiff zu wiederholen. Wird die Ausführung jedoch innerhalb der letzten 30 Sekunden behindert, so ist gemäß Regel 8:10c der entsprechende Spieler zu disqualifizieren und auf 7-m-Wurf zu entscheiden. (Jürgen Scharoff, IHF- /DHB-Regelexperte)      Abstandsvergehen sind bei der Abwurfausführung nicht möglich.

 

5. Sachverhalt

Eine Mannschaft steht mit 7 Spielern in der Abwehr, von denen keiner als Torwart gekennzeichnet ist. Der angreifenden Mannschaft gelingt es ein Tor zu erzielen. Wie ist es zu bewerten, wenn im Anschluss einer der Abwehrspieler den Torraum betritt, den Ball aus dem Tor holt, um so einen schnellen Anwurf auszuführen?

Lösung

Der auszuführende formale Wurf (Anwurf) wird im Spielfeld ausgeführt, weshalb nichts dagegen spricht, dass ein Feldspieler den Ball aus dem Tor bzw. dem Torraum holt. Für diesen Vorgang muss kein Torwart eingewechselt werden.Ergänzend ist anzumerken, dass dies auch bei einem auszuführenden Freiwurf für die abwehrende Mannschaft gilt. Auch dieser ist außerhalb des Torraums auszuführen. (Jürgen Scharoff, IHF- /DHB-Regelexperte)

 

6. Sachverhalt

Ein Spieler von Mannschaft A läuft mit einem Handtuch auf den Schultern auf die Spielfläche.

Lösung

Das Spiel ist zu unterbrechen und die Situation ohne progressive Strafe zu korrigieren. Für den Fall, dass sich Mannschaft A im freien Spiel (kein Freiwurf, Anwurf, etc.) im Ballbesitz befand, erhält die gegnerische Mannschaft einen Freiwurf. (Jürgen Scharoff, IHF- /DHB-Regelexperte)


 

7. (Darstellung von Jürgen Scharoff im April 2019)
Stolpersteine der aktuellen Regel 8:10c
Video:
– Situation in den letzten Sekunden des Spiels
– Der Feldschiedsrichter korrigiert vor dem Anpfiff des Abwehrspielers
– Nach dem Anpfiff stürmt der genannte Abwehrspieler dennoch von hinten auf den ausführenden Angreifer zu
– Der Freiwurf wird vom Angreifer ungehindert zu seinem Mitspieler gepasst
– Der Mitspieler nimmt den Ball ungehindert auf
– Der Feldschiedsrichter unterbricht jetzt das Spiel
– der Feldschiedsrichter entscheidet auf Hinausstellung für den Abwehrspieler
– Nach Rücksprache wird dann gemäß 8:10c i.V.m. den neuen Guidelines entscheiden

Fallbezogener Auszug
Die Regel 8:10c ist auch anzuwenden, wenn der Wurf ausgeführt ist
– und von einem zu nahe stehenden Spieler geblockt wird, der das Wurfbild aktiv zerstört
– oder der zu nahe stehende Spieler den Werfer während der Ausführung stört
Die Regel 8:10c ist auch anzuwenden, wenn der Spieler, der zu nahe steht, diese Position nutzt
– um den Wurf zu blockieren
– oder den Pass des Werfers abzufangen
Die neuen Bestimmungen der Guidelines zur Regel 8:10c stellen auf tatsächlich eingetretene Ereignisse ab und nicht auf den Versuch oder die Absicht diese zu erzielen ! Die vorgegangene Videoanalyse bestätigt keines der geforderten Ereignisse, sodass die Regel 8:10c in diesem Fall nicht anwendbar ist.
Lösungsweg: Nachträgliche Ahndung des unsportlichen Verhaltens des Abwehrspielers nach Vorteilsgewährung für das angreifende Team. Auf diese Weise entscheiden die Schiedsrichter im normalen Spielverlauf häufig.
Schlußbemerkung: Eine Störung des Werfers während der Ausführung muß von den Schiedsrichters festgestellt werden. Der Versuch oder die Annahme einer Störung reicht nicht um die Regel 8:10c anzuwenden

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8. WAS GEHT NOCH NACH DEM SCHLUSSSIGNAL? (Kopie vom Schiriportal vom 10.10.2019 Jürgen Scharoff)

DER FALL

Der Spielstand beträgt 25:25 und es sind noch sechs Sekunden zu spielen. Mannschaft WEISS hat soeben am eigenen Torraum den Ball erobert, als ein zusätzlicher Spieler der Mannschaft SCHWARZ das Spielfeld betritt. Aber weder der Sekretär noch der Zeitnehmer und auch nicht die Schiedsrichter bemerken diese Regelwidrigkeit. Das Schlusssignal ertönt, ohne dass eine weitere Spielunterbrechung erfolgt ist.

Als die Schiedsrichter anschließend zu Zeitnehmer und Sekretär gehen, erwartet sie starker Protest von Mannschaft WEISS, die auf den regelwidrigen Einsatz von SCHWARZ 7 während der letzten Spielsekunden hinweist.

Nach minutenlanger Diskussion entschließen sich die Schiedsrichter dazu, SCHWARZ 7 gemäß Regel 8:10d zu disqualifizieren und das Spiel mit 7-m-Wurf für Mannschaft WEISS erneut aufzunehmen. Der Wurf ist erfolgreich und im Spielprotokoll wird als Endergebnis 26:25 für Mannschaft WEISS eingetragen. Ob und wie Mannschaft SCHWARZ darauf reagiert hat, ist nicht überliefert.

DIE LÖSUNG

Hier ist leider so ziemlich alles verkehrt gelaufen, was nur verkehrt laufen konnte.

Nach einem Schlusssignal kann es in den Fällen der Regel 2:4 Abs. 1 noch dazu kommen, dass die Schiedsrichter eine Regelwidrigkeit oder ein unsportliches Verhalten ahnden, wenn sie diese vor oder spätestens mit dem Ertönen des Schlusssignals selbst wahrgenommen haben.

Ebenso bedarf es einer eigenen Feststellung der Schiedsrichter, dass ein bereits entschiedener Freiwurf oder 7-m-Wurf gemäß Regel 2:4 Abs. 2 noch auszuführen ist oder sich der Ball nach einem solchen Wurf beim Schlusssignal noch in der Luft befindet.

In den Fällen der Regel 2:4 Abs. 1 und Abs. 2 treffen die Schiedsrichter eine Tatsachenfeststellung, an der sie ihre regelgerechte Entscheidung ausrichten. Die Regelung gilt gleichermaßen für den Halbzeitpfiff und die Signale zum Ende der Halbzeiten einer erforderlichen Verlängerung.

Im vorliegenden Fall hatten die Schiedsrichter aufgrund eigener Wahrnehmung keine Feststellung getroffen, dass sich die abwehrende Mannschaft mit einem zusätzlichen Spieler auf der Spielfläche regelwidrig verstärkt hatte. Die anschließenden Proteste der Mannschaft WEISS können daher nicht zu einer wie auch immer gearteten Spielfortsetzung führen.

Mannschaft WEISS bleibt allenfalls die Möglichkeit, Einspruch gegen die Spielwertung einzulegen.

ALTERNATIVE BETRACHTUNGEN

Nehmen wir für einen kurzen Moment mal an, Zeitnehmer oder Sekretär oder die Schiedsrichter hätten den eintretenden überzähligen Abwehrspieler wahrgenommen und das Spiel unterbrochen. Wie wäre dann zu verfahren gewesen?

Auch in diesem Fall wäre die von den Schiedsrichtern im o. a. Ausgangsfall angewandte Regel 8:10d nicht in jedem Fall regelgerecht gewesen.

Die vorstehende Bestimmung setzt als wesentliche Kriterien unter anderem voraus, dass der angreifenden Mannschaft durch ein Vergehen eines Spielers gemäß den Regeln 8:5 bzw. 8:6 sowie 8:10a und 8:10b (II) die Chance genommen wird, in eine Torwurfsituation zu kommen oder eine klare Torgelegenheit zu erreichen.

Ein Wechselfehler der abwehrenden Mannschaft in den letzten 30 Spielsekunden während der Ball im Spiel ist, reicht daher zur Anwendung der Regel 8:10d nicht aus! Lediglich dann, wenn ein zusätzlicher Spieler durch ein gemäß Regel 4:6 unerlaubtes zusätzliches Betreten der Spielfläche (oder vom Auswechselraum aus) eine klare Torgelegenheit vereitelt, ist die Regel 8:10d anwendbar. In diesem besonderen Fall muss also mehr als nur eine Chance, in eine bestimmte Situation zu kommen, gegeben sein. Die klare Torgelegenheit muss vorliegen und von einem Abwehrspieler vereitelt worden sein, der regelwidrig zusätzlich die Spielfläche betreten hat. Nur dann kommt es neben dem 7-m-Wurf für die nicht fehlbare Mannschaft auch zur Disqualifikation für den fehlbaren Abwehrspieler.

Sollte der zusätzliche Abwehrspieler in diesem Fall keine klare Torgelegenheit vereiteln, erhält er eine 2-Minuten-Hinausstellung (siehe Regel 4:6) und das Spiel wird gemäß Regel 13:1b mit Freiwurf für die nicht fehlbare Mannschaft fortgesetzt. Hinsichtlich des Freiwurforts sind zusätzlich die Bestimmungen der Regel 13:6 zu beachten.

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