Meine ersten Erfahrungen als Beobachter
Ab der Saison 13/14 war ich nun offizieller Beobachter im HHV. Dies ist eigentlich eine gute Kombination für die gleichzeitige Arbeit als Jungschiri-Coach. Desweiteren arbeite ich ja auch schon seit Jahren auf meiner Homepage mit dem Regelwerk. Es ist nicht einfach seine Kollegen so zu bewerten, wie man es sich normalerweise vorstellt. Du hast als Beo genauso rechtzeitig in der Halle zu sein, wie die SR-Kollegen, dann scheibst du alles nieder, den kompletten Spielverlauf, damit auch darüber die Beokriterien in Verbindung setzen kannst. Du mußt aus dem Spielverhalten der Mannschaften herauslesen können, ob die Schiris richtiges Stellungsspiel haben, Progressionslinie das ganze Spiel gehalten wird, welchen Einfluß es auf das Spiel hat u.u.u. Danach hälst du das pädagogische Beogespräch mit beiden Kollegen in der Kabine an die 20 Minuten und des öfteren findet sich das Gespann auch in diesen Kriterien und in der Benotung wieder.
Aber man kann sich auch sehr unsympatisch damit machen. Danach fährst du wieder nach Hause und versuchst in deiner Freizeit das Beogespräch in dem Beobogen objektiv wiederzugeben, was bei ungeübten Beobachtern (wie mir damals), mal locker eine Stunde dauern kann. Und das Ganze auch nur für 12 Euro in Hamburg (+ Fahrgeld). Das nächste Problem hier stellt sich darin, daß auch der Mensch an sich, nicht immer gelernt hat mit Kritik umzugehen. Gerade Schiedsrichter sollten dies aber gelernt haben. Negatives Feedback haben die wenigsten gerne. Viele Schiris lassen ja nicht einmal Emotionen auf dem Feld zu und bestrafen jede negative Äußerung gleich mit einer 2 Minutenstrafe. Und so mußt du dann auch als Beo damit rechnen, bei negativem Feedback, anzuecken.
Jeder Beobachter hat unterschiedliche Regelkenntnisse und auch Regelauslegungen. Ich erwarte von einem Beobachter, daß er absolut regelfest ist, was leider nicht immer der Fall ist. Der Beobachter soll meine Fehler korrigieren und eine Hilfe sein, diese abstellen zu können. Leider empfindet aber jeder Beobachter z.B. das passive Spiel, die Schrittfehler, Stürmerfouls anders. Somit wird automatisch aus der Beobachtung ein etwas sehr individuelles Gespräch und Bewertung, mit der man dann als Schiri leben muß.
Der Beobachter soll kein Erbsenzähler sein, sollte aber trotzdem auf seinem Bogen vermerken, wie oft ein Fehler vorkam, um dann doch eine entsprechende Note für den Trend zu geben. Er soll nicht alle Fehler aufzählen, muß aber dem Gespann den Trend mitteilen. Und wenn es doch zu Unstimmigkeiten kommt, kann der Beo dann auch explizit werden.
Auszug HVN : „Zentrale Rolle in der Bewertung der SR-Leistung spielen das Auftreten des SR und die Umsetzung des aktuellen Regelwerks in die Praxis der Spielleitung. Die durch den AK SR-Wesen herausgegebenen Saison-Schwerpunkte unterliegen dabei einer besonderen Beachtung; diese Punkte werden allen Beobachtern auf den Lehrgängen vermittelt und auch als schriftliche Unterlage zur Unterstützung bei ihren Beobachtungen an die Hand gegeben. Das nach dem Spiel in der neutralen Beobachtung zu führende Gespräch (maximale Dauer: 15-25 Minuten) zwischen Beobachter und SR-Gespann dient dabei der unmittelbaren Weiterbildung der SR durch einen erfahrenen und neutralen SR-Kameraden.
Es gilt für alle der Grundsatz: „Der Beobachter als „Erbsenzähler“ ist passe“ – in jeder Bewertungsrubrik soll er sich zuerst einen Grundeindruck erarbeiten, um diesen dann anhand von Einzelbeobachtungen zu unterlegen. Danach werden die praktische Umsetzung des aktuellen Regelwerks, die Beachtung der Anweisungen, das Auftreten vor, während und nach dem Spiel sowie die Gesamtleistung analysiert, bewertet, notiert und besprochen.Was aufgeschrieben ist, muss auch angesprochen werden, gilt als Grundsatz einer vertrauensvollen Zusammenarbeit aller Beteiligten!
Der in den Erläuterungen des DHB festgelegte Leitfaden für die Umsetzung der Regeln ist von allen zu verinnerlichen und anzuwenden. Das Gleiche gilt für den persönlichen Eindruck.
Wenn der, der beobachtet und die, die beobachtet werden, die gleiche Sprache sprechen und „beim gleichen Spiel“ waren, kommt dabei ein Ergebnis heraus, dass in Aus- und Weiterbildung sowie für das Ranking nutzbar ist. Das erfordert von den SR ein hohes Maß an Kritikfähigkeit und von den Beobachtern außer der gleichen Regelkenntnis und praktischen Regelumsetzung wie die SR eine gute Analyse/- Bewertungs- sowie Kommunikationsfähigkeit. Das „schwerste“ Beobachtungsgespräch ist das, indem viele Fehler und Mängel bei den SR angesprochen werden müssen und doch die Akzeptanz nicht verloren gehen darf!
Die SR müssen den Beobachter als Coach und erfahrenen SR-Kameraden empfinden und nicht als jemand, „der da auf der Tribüne sitzt und uns von seinen alten Zeiten vorschwärmt!“ Das bedeutet nicht, dass Mängel und Fehler nicht angesprochen werden müssen, konstruktive und aufbauende Kritik ist allerdings die beste Methode, den Leistungsstand unserer Spitzenschiedsrichter weiter voranzubringen. Die SR werden aufgefordert, zur Qualität und zum Klima der Beobachtergespräche eine schriftliche
Rückmeldung an den AK SR-Wesen, Beauftragter Beobachtung, zur Sicherstellung der Qualität und Weiterbildung der Beobachter vorzulegen.“
Das größere Problem liegt wohl in der Beo bei den “Alten Hasen”, die nicht mehr aufsteigen wollen/können. Den meisten ist die Note schnurzegal. Hier ist die Mühe sinnlos und der Verband verpulvert auch noch das Geld für die Beos. Es spricht sich schnell herum, ob ein guter, fairer, strenger oder schlechter Beo deine Spielleitung bewertet. Es wird erfahrungsgemäß auch nach Sympathie bewertet, was leider auch nicht ok ist.
Das Coachen von Jungschiris soll natürlich zum Anfang hin auf einer Grundbasis mit Fingerspitzengefühl beobachtet werden.
Fazit:
Nach einigen offiziellen Beobachtungen konnte ich spüren wie schwer es ist den Einklang zwischen Pfeifen und Beobachten zu finden ist. Es wundert mich nicht, daß es an Beobachtern fehlt, da dies meinem Empfinden nach undankbarer ist als auf der Platte zu stehen und selbst zu pfeifen.
Ich hatte es mir zur Aufgabe gemacht, mit meiner Kamera die Jungschiris zu filmen, das Video zu bearbeiten, um es dann den Kollegen zur Verfügung zu stellen. Somit konnten sie sich einen ersten Eindruck machen, wie sie nach außen hin wirken. Das kam sehr gut an und war daher eine sehr gute Unterstützung für die weitere Entwicklung des Einzel – und Gespannschiris.
In der Saison 15/16 war ich Vereinsbeobachter in Niedersachsen für die 3.BLiga und wurde für 16/17 zum Beauftragten des Beobachterwesens im HR Lüneburger Heide e.V. gewählt. Ich habe es aber im nachhinein aus persönlichen Gründen abgegeben.
2017 war ich Videocoach für den HHV (leider wurde es hier sehr selten genutzt), seit 2018 unterstütze ich im KHV NMS als Videocoach und seit 2019 auch für den HVSH. Ebenso bin ich seit 2019 als Beo wieder tätig. Dadurch ergab sich eine neue Konstellation: Ich versuchte als Videocoach und als Beobachter gleichzeitig für das Gespann zu arbeiten. Dies bedarf zwar noch etwas mehr Arbeit und Aufmerksamkeit aber in den Beobewertungen konnte ich eben durch das passende Videomaterial die Stärken und Schwächen sehr gut aufzeigen und dadurch konnte auch das Gespann es super nachvollziehen. Aber im Endeffekt ist für mich diese Kombination dem Job als Videocoach gleichzusetzen.
Eine Sammlung von Unterlagen und Beo-Arbeitsblätter, vielleicht ist ja etwas für den ein oder anderen noch aktuell!?
201709_Hinweise_neutrale_Beobachtungen_Saison_17_18
HessischerHV_Beobachtungssystem_ 2012