KHV Neumünster

Bericht Schiedrichterausbildung 2020

Erste Schiedsrichterausbildung nach dem neuen DHB-Rahmenkonzept: Erfahrung trifft auf Neues
50 Teilnehmer*innen absolvierten im Kreishandballverband Neumünster die
Schiedsrichterausbildung nach dem neuen DHB-Rahmenkonzept – bis jetzt erfolgreich.
Theoretische Online-Module und praktische Inhalte vor Ort in mehreren Etappen inklusive
Regeltest standen bisher auf dem Programm. Den meisten der angehenden Schiedsrichter
fehlt lediglich noch die praktische Prüfung; eines der Schiedsrichtergespanne hat diese bereits
bestanden.
Yannick Porepp, Schiedsrichter-Lehrwart des Handballkreises, führte als einer der ersten die
Schiedsrichterausbildung nach dem neuen Rahmenplan durch. Über seine Erfahrungen, die

bisherige Ausbildung im Kreis Neumünster, die Schwierigkeiten einer Ausbildung zu Corona-
Zeiten, aber auch über viel Spaß bei der Durchführung von etwas Neuem lesen Sie in diesem

Bericht.


Die „alte“ Ausbildung im Handballkreis Neumünster

Über 600 Schiedsrichter aus allen Landesteilen hat das Team um Yannick Porepp bereits
ausgebildet. Ursprünglich war die Schiedsrichterausbildung im KHV Neumünster für die
zugehörigen Vereine gedacht, doch durch den guten Ruf der Schiedsrichterausbildung – über
die Kreisgrenzen und die schleswig-holsteinische Landesgrenze hinaus – kamen auch
Teilnehmer aus Hamburg dazu.
„Es erfüllt uns alle mit Stolz, dass zahlreiche Vereine in Schleswig-Holstein und Hamburg
uns ihre angehenden Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter anvertrauen, weil sie wissen,
dass sie bei uns gut aufgehoben sind und viel lernen können“, freut sich Sven Misselwitz,
Kreisschiedsrichterwart im KHV Neumünster.
Bislang wurde die Ausbildung des KHV Neumünster in der Landesturnschule in
Trappenkamp – wie vielerorts – an einem Wochenende mit Übernachtung von Samstag auf
Sonntag durchgeführt. Sie folgte einem modularen Aufbau mit theoretischen als auch
praktischen Inhalten.
„Das Besondere an unserer Ausbildung war auch immer, dass wir das Gemeinsame und
Zwischenmenschliche nicht aus den Augen verloren haben – eine ‚Ausbildung auf
Augenhöhe‘ eben. Beim gemeinsamen Grillabend z. B. konnten die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer mit erfahrenen Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern ins Gespräch kommen
und sich nebenbei auch kennenlernen. Das war uns allen immer sehr wichtig“, erinnert sich
Yannick Porepp.


Auf zu neuen Wegen
Nach Bekanntwerden der neuen Richtlinien für eine bundeseinheitliche
Schiedsrichtergrundausbildung des DHB war direkt klar, dass der KHV Neumünster das neue
Konzept als einer der ersten Handballkreise ausprobieren möchte. Zu Beginn galt es,
grundsätzliche Fragen zum Ablauf zu klären, um im Anschluss Vereine und Teilnehmer über
das neue Konzept informieren zu können. Hier war der enge und vertrauensvolle Kontakt zu
Wolfgang Jamelle wichtig.
Drei Wochen nach den ersten Absprachen – in Rekordzeit – konnte so das neue Konzept in
die bisherigen Strukturen eingegliedert und umgesetzt werden.
Der Einstieg in die neue Ausbildung: Die Informationsveranstaltung
Gestartet wurde mit 53 Teilnehmern im durchschnittlichen Alter von 14 Jahren, die sich zur
Ausbildung angemeldet hatten. Sie alle erschienen zur verbindlichen
Informationsveranstaltung am 9. August 2020 in Bordesholm. Aufgrund der hohen
Anmeldezahl wurde die Veranstaltung in zwei Durchläufen am Abend – selbstverständlich
unter Berücksichtigung der aktuellen Hygienebestimmungen – in etwa anderthalb Stunden
durchgeführt.
Es ging vor allem darum, den weiteren Ausbildungsablauf zu erläutern. Dabei wurde auch das
DHB-Schiedsrichterportal vorgestellt, worüber alle Online-Module der Ausbildung
durchgeführt werden. Jeder Teilnehmer erhielt hierzu einen mehrstelligen Code, mit dem nach
Anmeldung im Portal im persönlichen Account die erste Online-Lektion freigeschaltet
werden konnte.
Der Abend endete mit einem Vortrag von DHB-Schiedsrichter Sebastian Klinke, der erzählte,
was ihn und seinen Bruder angetrieben hat, Schiedsrichter zu werden. Seine Erfahrungen hat
er auch im praktischen Teil vermittelt.


Das erste Online-Modul
Nach der Info-Veranstaltung hatten die Teilnehmer zwei Wochen Zeit für die selbstständige
Bearbeitung des ersten Online-Moduls „Basiswissen“. Das Modul bietet neun Lektionen, in
denen die grundlegenden Regeln zu „Spielfläche“, „Torgewinn“ oder „Spielen des Balls“
behandelt werden. Jede Lektion wird durch Texte, Bilder und Videos aufschlussreich
vermittelt. Jeweils am Ende erfolgt eine Lernzielkontrolle in Form eines kleinen Regeltests.
Erst nach richtiger Beantwortung der Fragen wird die folgende Lektion freigeschaltet. Sind
alle Lektionen samt Lernzielkontrollen erfolgreich bearbeitet worden, kann ein Zertifikat als
PDF heruntergeladen werden.
Während der Bearbeitung konnten sich die Teilnehmer bei Fragen gerne an das
Ausbilderteam wenden, wovon ab und an auch Gebrauch gemacht wurde.
Das erste Praxismodul – ab hier nur noch mit Zertifikat

Um den Teilnehmern eine Terminauswahl anbieten zu können und gleichzeitig der Pandemie-
Lage gerecht zu werden, wurde das erste Praxismodul am 22. und am 23. August 2020 jeweils

von 10 bis 14 Uhr durchgeführt. Die angehenden Schiedsrichter qualifizierten sich zunächst
durch Vorweisen des erlangten Online-Zertifikats für die Teilnahme vor Ort – ausgedruckt
oder auf dem Smartphone.
Nach einem Aktivierungsspiel gab es die Möglichkeit, Fragen zum Online-Modul
„Basiswissen“ zu stellen. Die Themen-Schwerpunkte des Praxis-Moduls waren
Stellungsspiel, Aufgabenverteilung und Handzeichen, die auch bei der Leitung kurzer
Trainingsspiele aufgegriffen wurden. Hierbei konnte die Pfeife, die bei der Anmeldung in
einem Schiedsrichter-Set (Regelheft; gelbe, rote und blaue Karte sowie Pfeife) an alle verteilt
wurde, ausgiebig getestet werden.


Zum Abschluss erhielten die Anwesenden erneut einen Code für die Bearbeitung des zweiten
Online-Moduls „Aufbauwissen“. Hierzu standen drei Wochen Bearbeitungszeit zur Verfügung.


Ein starkes Team
Das Praxismodul machte deutlich, wie wichtig ein gutes Team für die Durchführung der
Ausbildung ist. Insgesamt zehn Mitglieder des Lehrstabs des KHV Neumünster standen an
den beiden Tagen den angehenden Schiedsrichtern zur Seite, was bei der großen
Teilnehmerzahl auch erforderlich war, da neben dem praktischen Ablauf auch
Organisatorisches, wie der Abgleich von Zertifikaten und das Ausfüllen von Teilnahmelisten,
erledigt werden musste.
„Ich bin richtig froh, dass wir ein so tolles und starkes Team sind. Das Ganze bringt so, trotz
der aktuellen Lage, immer noch eine Menge Spaß, wenngleich zu so einem Termin auch viel
Vorbereitung gehört. Unsere Erfahrungen und die bestehenden Unterlagen aus der
bisherigen Ausbildung haben uns hier eine Menge geholfen. Ich kann mir aber auch
vorstellen, dass einige Kolleginnen und Kollegen hier an ihre Grenzen kommen werden, da
der Rahmenplan für die praktischen Module nicht viel Hilfestellung gibt und sehr viel
Handlungsspielraum lässt“, so Yannick Porepp.


Nächste Online-Runde: Aufbauwissen
Wie zuvor haben die Teilnehmer das Online-Modul „Aufbauwissen“ selbstständig bearbeitet.
Bei diesem aus zwölf Lektionen bestehenden Modul ging es u. a. um „Vorteilsauslegung“, „7.
Feldspieler“, „Ausführung von Würfen“ und „Passives Spiel“.
Zwischenzeitlich meldeten sich drei Personen von der Ausbildung ab, da sie wegen der
Schule nicht ausreichend Zeit für die Bearbeitung der Online-Lektionen hatten.


Das zweite Praxismodul
Die übrigen 50 Teilnehmer machten mit dem zweiten Praxismodul am 12. oder 13. September
2020 weiter. Ein Termin fand in Bordesholm und der andere in Bad Bramstedt statt – örtliche
Auswahl ist gut. Wieder musste das generierte Zertifikat zum vorherigen Online-Modul
vorgelegt werden.
Inhaltlich ist das Praxismodul eng mit dem vorherigen Online-Modul verknüpft, sodass hier
die genannten Themen noch einmal unter praktischen Gesichtspunkten beleuchtet wurden.
Abschließend wurde erneut ein Code für das anschließende Online-Modul „Fachwissen“
ausgehändigt, mit dem die Teilnehmer in die letzte eigenverantwortliche Phase verabschiedet
wurden.

 

Abschluss des Online-Lernens: Fachwissen
In dem aus zwölf Lektionen bestehenden Online-Modul geht es vor allem um
Regelwidrigkeiten und unsportliches Verhalten. Besonders der Aufbau von Strafen und die
Anwendung des richtigen Strafmaßes sind hier Schwerpunkte.
Auf Nachfrage gaben viele Teilnehmer an, dieses Modul als das schwierigste empfunden zu
haben. Das wurde auch durch auffallend viele Nachfragen zu einigen Fragestellungen
deutlich. Vielleicht liegt es daran, dass sich etliche der Teilnehmer die theoretischen
Regelfragen erst einmal noch nicht in der praktischen Umsetzung vorstellen können. Nach
erfolgter Hilfestellung wurden dann nämlich zumeist die richtigen Antworten gegeben.
Eine besondere Herausforderung: Das letzte praktische Modul in Zeiten von Corona.


Beim letzten Praxismodul am 24. Oktober 2020 in Bad Bramstedt wurden alle Teilnehmer in
fünf Gruppen eingeteilt, um der aktuellen Pandemie-Lage gerecht zu werden. Praktische
Inhalte mussten leider aufgrund steigender Infektionszahlen auf ein Minimum reduziert
werden.
Es ging vor allem um „Progression“, „Stoßen in der Luft“ und „Jugendspielformen“. Die
Teilnehmer wurden zusätzlich mit Tablets für den „Spielbericht online“ fit gemacht.
„Die steigenden Infektionszahlen haben uns zusätzlich vor eine besondere Herausforderung
gestellt. Unser Anliegen ist es natürlich, neben einer qualitativ hochwertigen Ausbildung auch
die Gesundheit aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewährleisten “, merkt Yannick
Porepp an. „Wir konnten dennoch ein gutes Programm, welches sich am Rahmenlehrplan
orientierte, auf die Beine stellen.“
Die Bramstedter Turnerschaft und die SG Bordesholm/Brügge stellten während der gesamten
Ausbildung die benötigten Sporthallen zur Verfügung. Dadurch wurde eine reibungslose
Durchführung der Ausbildung erst möglich.


Der Regeltest
Im Rahmen des letzten Praxismoduls wurde zum Abschluss der Regeltest geschrieben. Hierzu
mussten 30 Fragen bearbeitet werden, die identisch mit den Fragen aus den Lernzielkontrollen
der online bearbeiteten Lektionen waren. Erfreulicherweise konnten alle 50 Teilnehmerinnen
und Teilnehmer die erforderlichen 70 % zum Bestehen erreichen.
Die letzte Hürde: Die praktische Prüfung
Die neuen Schiedsrichteranwärter haben es fast geschafft. Die praktische Prüfung ist die letzte
zu nehmende Hürde, die auch bei Handballturnieren absolviert werden könnte. Da diese
jedoch derzeit nicht stattfinden, werden sie für unsere angehenden Kollegen im Rahmen der
ersten Spielleitungen durchgeführt.
Grundsätzlich werden hierbei die Prüflinge begleitet und es wird ein Beobachtungsbericht
ausgefüllt. Die Ergebnisse werden im Anschluss an die Spielleitung besprochen. Die
Vereinsschiedsrichterwarte melden hierzu ihre Vorschläge für einen Prüfungstermin an den

Kreisschiedsrichterwart. Bei Verfügbarkeit einer Person aus dem Lehrstab kann die Prüfung
dann abgenommen werden.
Das erste Gespann unserer Gruppe von der Bramstedter TS konnte schon am 25. Oktober
2020 beobachtet werden. Es hat damit als Erstes die neue Ausbildung erfolgreich bestanden.
Die Prüfungen der übrigen Teilnehmer*innen stehen nun bevor.
„Für uns war es schlussendlich erleichternd zu sehen, dass das gesamte Konzept
aufgegangen ist und wir die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erfolgreich durch die
Ausbildung begleiten konnten. Sobald die Corona-Pandemie vorüber ist, wollen wir neben
dem bisherigen Konzept auch wieder mehr gemeinschaftliche Inhalte einbringen, da uns diese
sehr wichtig sind“, so Yannick Porepp abschließend.

Bericht online auf www.dhb-schiedsrichterportal.de